In diesem SWR2 WISSEN-Beitrag wird über die oft dramatischen Folgen der Lichtverschmutzung auf verschiedene Tiergruppen wie Fledermäuse, Insekten, Zooplankton, Vögel, Amphibien und Mäuse berichtet. Wissenschaftler*innen wie Christian Voigt (Leibniz-IZW), Stella Berger und Franz Hölker (Leibniz-IGB) berichten aus ihrer Forschung und plädieren für einen verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Beleuchtung.
…der SWR2 schreibt dazu: „Nicht nur Menschen leiden unter den Folgen der zunehmenden Beleuchtung unserer Nächte. Für Tiere ist Licht oft sogar eine tödliche Gefahr. Milliarden Insekten sterben an Lampen, Vögel fliegen große Umwege, um die Lichtglocke einer Stadt zu meiden, Fledermäuse verlieren die Orientierung und auch in Seen leiden die Fische.
Inzwischen leuchten unsere Städte zum Teil viertausendmal heller als das natürliche Nachtlicht. Da die Lichtverschmutzung die Ökosysteme beeinflusst, fordern Wissenschaftler, mit Licht klüger umzugehen.“
„„Mehr Licht!“ Das waren 1832 angeblich die letzten Worte von Johann Wolfgang von Goethe. Angesichts des trüben Wetters in der dunklen Jahreszeit möchte man sich der Forderung des Dichterfürsten durchaus anschließen. Doch wo Licht ist, ist eben auch Schatten. Wir reden heute in #ÜberLeben mit Frauen, die sich auskennen mit Licht. […]“
So präsentiert sich die Folge zum Thema Licht und dessen Auswirkungen in der neuen Ausgabe des WWF Podcasts. Im Beitrag geht es – passend zur Jahreszeit – um Weihnachtsbeleuchtung, Kerzen aber auch um LEDs und Lichtverschmutzung.
Der „ÜberLeben“ Podcast widmet sich Natur- und Umweltschutz im 21. Jahrhundert. Angesichts von Artensterben, Umweltzerstörung und Klimawandel geht er der Frage nach, wie es gelingen kann, einen lebendigen Planeten für heutige und kommende Generationen zu bewahren. Dabei kommen Experten und Expertinnen verschiedenster Disziplinen zu Wort, um über die Probleme aber auch über Chancen und Lösungsansätze zu sprechen.
Wenn Sie also wissen wollen, welche Auswirkungen Ihre Weihnachtslichter oder Gartenbeleuchtung möglicherweise haben und was Sie selbst für eine umweltfreundlichere Gestaltung tun können, worauf Sie beim Kerzenkauf achten sollen oder was ein „Staubsaugeffekt“ ist, hören Sie doch mal rein: Hier geht’s zum Podcast.
In Deutschland gibt es bislang vier ausgewiesene Sternenparks. Ähnlich dem Konzept der Nationalparke zum Schutz von Tier- und Pflanzenarten sowie Ökosystemen, sind Sternenparks Orte, die sich für den Schutz der natürlichen Dunkelheit durch den maßvollen Einsatz von künstlichem Licht einsetzen.
Deutschlands erster Sternenpark wurde 2014 ernannt, sein Gebiet umfasst den Naturpark Westhavelland in Brandenburg, sowie die Gemeinde Schollene in Sachsen-Anhalt. Dort finden auch wichtige Freilandarbeiten für das Projekt Tatort Straßenbeleuchtung statt. Stand heute hat die International Dark Sky Association (IDA) drei weitere Sternenparks international anerkannt, den Sternenpark Nationalpark Eifel, den Sternenpark Winklmoos-Alm in den Chiemgauer Alpen sowie den Sternenpark Rhön, mit Fulda als erster Sternenstadt des Landes.
An diesen Orten lässt sich der natürliche Sternenhimmel besonders gut beobachten. Bis zu 6000 Sterne lassen sich entdecken und dazu in Sommer und Herbst das sternendurchsetzte, weiße Band der Milchstraße. Ziel der Sternenparks ist, unter anderem, diesen fantastischen Anblick als ältestes Kulturgut der Menschheit zu erhalten. Darüber hinaus geht es um den Schutz von Pflanzen- und Tierwelt, einen nachhaltigeren Umgang mit Energie, das menschliche Wohlbefinden sowie Information zur Problematik der Lichtverschmutzung.
Packen Sie also warme Kleidung und am besten auch ein Fernglas ein und werfen Sie selbst einen Blick in unendliche Weiten.
Die Online-Wissensthek „querFELDein“ bietet Fakten, Nachrichten und interessante Beiträge rund um das Thema Landwirtschaft der Zukunft. Folge 8 des querFELDein-Podcasts widmet sich den Themen Insektensterben und Lichtverschmutzung.
Dr. Franz Hölker vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erklärt als Gast des Podcasts was Lichtverschmutzung eigentlich genau bedeutet und warum Lichtverschmutzung ein ökologisch relevantes und brisantes Thema ist.
Die Zuhörer erfahren, dass nicht nur die Lichtintensität sondern auch die Lichtfarbe und die Abschirmung von Licht bei der Beleuchtung berücksichtigt werden müssen, dass Insekten Licht anders wahrnehmen als Menschen, warum Astronomen 1913 Berlin den Rücken gekehrt haben und vieles weiteres mehr.
Die zentrale Koordination der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben die bundesweite Aktionswoche „Achtung Artenvielfalt!“ ins Leben gerufen.
Zwischen dem 4. und 11. Oktober finden an verschiedenen Standorten Veranstaltungen rund ums Thema Artenvielfalt statt. Das AuBe Projekt beteiligt sich mit zwei Führungen.
Warum nennt man die Wirkung von Straßenleuchten auf Insekten „Staubsaugereffekt“?
Die Antwort auf diese Frage und viele weitere spannende Informationen gibt es bei den Führungen am:
– Dienstag, 5. Oktober 2021. Start um 13:15 Uhr, Veranstaltungsort: Krakow am See, Schule
– Mittwoch, 6. Oktober 2021. Start jederzeit zwischen 12–16 Uhr, Veranstaltungsort: Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Müggelseedamm 301, 12587 Berlin
Wir bitten vorab um eine Anmeldung per E-Mail an aube@igb-berlin.de, damit alle Corona-Schutzmaßnahmen eingehalten werden können. Es gelten die 3G-Regeln. Sie benötigen eine Mund-Nase-Schutzmaske, einen negativen Antigen-Test und/oder ein Zertifikat über die Genesung bzw. eine zweifache Impfung. Bitte schreiben Sie in Ihrer Anmeldung, an welchem der beiden Termine Sie teilnehmen möchten.
Mögliche Ursachen für den Artenschwund – oft wird der Faktor künstliches Licht vergessen
Ausgeprägte Rückgänge der Anzahl und Artenvielfalt von Insekten wurden in den vergangenen Jahren für unterschiedliche Lebensräume in Deutschland, sowie in vielen anderen Teilen der Welt, dokumentiert. Zumeist werden der Klimawandel, Lebensraumverlust sowie die intensive Landwirtschaft mit ihrem Einsatz großer Mengen Dünge- und Pflanzenschutzmittel als Hauptgründe für das plakativ als „Insektensterben“ bezeichnete Phänomen angeführt. Ein weiterer Faktor, der in Diskussionen rund um die Insektenrückgänge regelmäßig erwähnt wird, aber bei weitem noch nicht so intensiv untersucht wurde, ist der Einfluss von übermäßigem künstlichem Licht oder „Lichtverschmutzung“ auf die Häufigkeit und Vielfalt von Insektenpopulationen.
Damit in zukünftigen Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Insektenrückgängen und zunehmender Lichtverschmutzung sowohl Lichtparameter als auch Insektendaten in einem optimiertem Zusammenspiel erfasst werden, haben wir in unserer aktuellen Veröffentlichung „Assessing long‐term effects of artificial light at night on insects: what is missing and how to get there“ die Literatur zum Thema gesichtet und Empfehlungen für wichtige Parameter in Studien zu Lichtverschmutzung und Langzeiteffekten auf Insekten zusammengestellt.
Die Auswirkungen durch Beleuchtung auf Insekten sind äußerst komplex – mehr Forschung wird dringend benötigt
Unsere Auswertungen der Literatur haben gezeigt, dass es inzwischen zwar etliche Studien gibt, die zeigen dass einzelne Arten wie zum Beispiel Leuchtkäfer („Glühwürmchen“) oder Nachtfalter unter Lichtverschmutzung leiden. Diese Studien zeigen, dass insbesondere einzelne biologische Aspekte wie das Paarungs- oder Ausbreitungsverhalten bestimmter Arten durch künstliches Licht massiv beeinträchtigt werden (z.B. Elgert et al. 2020). Studien, in denen in einem bestimmten Gebiet sowohl die Häufigkeiten als auch die Artenvielfalt von Insekten zusammen mit der Entwicklung der künstlichen Beleuchtung über einen längeren Zeitraum (mehrere Jahre oder Jahrzehnte) systematisch untersucht wurden bzw. werden, fehlen dahingegen weitgehend. Zwar gibt es einige wenige korrelative Auswertungen langjähriger Zeitreihen zu Biomasse und Häufigkeiten von Insekten bei gleichzeitig zunehmender künstlicher Beleuchtung die einen Zusammenhang nahe legen (z.B. Grubisic et al. 2018 oder van Langevelde et al. 2018), allerdings beruht die Quantifizierung des Lichts in diesen Studien vorwiegend auf Satellitendaten. Derartige Analysen von Lichtverschmutzung die über Erdbeobachtungsdaten zustande kommen können zwar für ökologische und umweltwissenschaftliche Analysen sehr hilfreich sein, allerdings sind gerade für Insekten die konkreten, kleinräumigen Beleuchtungsbedingungen und Abstrahlwinkel vor Ort, die nicht aus dem All erfasst werden können, besonders relevant.
Langzeitstudien sind wichtig
In einer kürzlich veröffentlichten Studie von van Grunsven und Kollegen (siehe dazu auch unseren Blogbeitrag vom 3. Juli 2020) mit mehrjähriger Messreihe von Nachtfaltern die unter kontrollierten Lichtbedingungen erhoben wurden, konnten niederländische Kollegen zeigen, dass man negative Auswirkungen künstlicher Beleuchtung auf Nachtfalterpopulationen erst nach mehreren Jahren messen kann. Weitere derartige Studien wären dringend nötig, um besser zu verstehen, was die längerfristigen Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Insektenpopulationen sind. Insbesondere müsste man Insekten systematisch über mehrere Jahre beproben, um natürliche Schwankungen der Populationsgrößen berücksichtigen zu können. Gleichzeitig wäre es wichtig, dass die Erfassung und Quantifizierung von Licht im Umfeld solcher Studien an die Sinneswahrnehmung von Insekten angepasst wird, indem man etwa nicht nur das für Menschen sichtbare Licht bewertet. Viele dieser Bedingungen sind in den aktuell verfügbaren Studien rund um Insekten und Lichtverschmutzung nicht oder nur unzureichend erfüllt und wir hoffen unsere Studie kann einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Datenlage auf diesem Gebiet in den kommenden Jahren verbessert.
Die Open Access Studie ist im Fachjournal Insect Conservation and Diversity erschienen:
Künstliches Licht in der Nacht – Was bedeutet das für unser Wohlbefinden?
In unserem mehrjährigen Forschungsprojekt wird untersucht, welche Zusammenhänge es zwischen nächtlicher Dunkelheit oder Helligkeit und dem Verhalten von Mensch und Natur gibt. Die Modellgebiete sind das nördliche und westliche Brandenburg (Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Prignitz & Havelland), das südliche Mecklenburg (Güstrow, Parchim & Müritz) und das hessische Fulda. Wir laden die Bewohner*innen dieser Regionen ein, an einer Online-Befragung teilzunehmen: Mehr Information gibt es hier: https://www.tatort-strassenbeleuchtung.de/mitforschen/online-befragung-licht-in-der-nacht/
Die vollständig anonyme Online-Befragung ist ab dem 18. März bis zum 30. April 2021 freigeschaltet. Die Teilnahme dauert insgesamt etwa 10 Minuten.
Warum? Weil er sehr gefährdet ist in seinen Bedürfnissen. Er ist nachtaktiv, benötigt Widlkräuter und Hecken. Er lebt in kühl-gemäßigten Zonen auf der Nordhalbkugel in Europa von der Iberischen Halbinsel über West- und Mitteleuropa bis nach Ostasien, aber auch in Nordamerika. Sein Lebensraum wird durch Bebauung, Landwirtschaft und Lichtverschmutzung immer geringer. Wie sehr er allein durch Lichtverschmutzung eingegrenzt wird, zeigt die Karte unten.
Arctia caja, der Braune Bär, der Grote Beer (NL) oder die Garden Tiger Moth (UK). Wurde 1758 von Linneaus beschrieben. Heute ist er auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten. Lasst uns ihm mehr Aufmerksamkeit schenken im kommenden Jahr! Er wird ab Juni fliegen und kann durch Lichter gestört werden. Wir können Lichter ausschalten, wenn wir sie nicht benötigen, die Abstrahlung abschirmen und die Beleuchtungsstärke regulieren. Alle diese Maßnahmen sind beschrieben im Handlungsleitfaden für Außenbeleuchtung des Bundesamtes für Naturschutz. Bitte helfen Sie mit, unseren Schmetterling des Jahres zu schützen!
Wer sich zur Weihnachtszeit durch natürliche Himmelslichter in Stimmung bringen möchte, findet in diesem Jahr beste Vorraussetzungen.
In den nächsten zwei Wochen funkelt ein wunderschöner Sternschnuppen-Schauer, der seinen Höhepunkt in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember finden wird. Ein Tipp fürs Wochenende: Ein Abend- oder Nachtspaziergang in einer der Sternenparks. Aber auch anderen Orts wird der Meteoritenschauer gut zu sehen sein, denn er findet dieses Jahr zu Neumond statt. Also Licht aus und Sterne beobachten! – Manche Sternenschnuppenwünsche sollen ja in Erfüllung gehen.
Und wer die Germiniden mitte Dezember verpasst, könnte vielleicht die eine oder andere Weihnachtsschnuppe beobachten. Die Ursiden erscheinen vom 21.-26.12. in geringerer Zahl als die Germiniden, dafür aber mit hoher Strahlkraft, denn auch sie werden ungestört durch Mondlicht den Himmel erhellen.
Am 21. Dezember wird uns ein weiteres Himmelsphänomen geschenkt: Dann überholt Jupiter auf seiner Bahn Saturn. Durch diese Nähe werden die beiden Himmelslichter zu einem Objekt verschmelzen, ähnlich dem sagenumwobenen Weihnachtsstern. Am Abend des 21. Dezembers gegen 18 Uhr in Richtung Südwesten wird dieses Phänomen zu genießen sein, allerdings sehr nah am Horizont, man sollte also ein freies Feld oder eine Anhöhe aufsuchen.
Besinnliche Weihnacht!
Meteorit von Jacek Halicki (CC BY-SA 4.0) Wikimedia Commons