30 Jahre Naturpark Nossentiner/ Schwinzer Heide

Im September 2020 wird der Naturpark Nossentiner/ Schwinzer Heide 30 Jahre alt. Er wurde am 24. September 1990 im Rahmen des Nationalparkprogramms gegründet und ist damit einer der ältesten Naturparke Ostdeutschlands. Ein Jahr später wurde der Förderverein des Naturparks gegründet.

In erster Linie ist der Förderverein Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide e.V. ein zuverlässiger Partner für die Leitung des Naturparks, für weitere hier agierende Vereine und Verbände sowie für die Ämter und Gemeinden der Region. Er setzt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten für eine umweltverträgliche Flächennutzung durch die Land-, Forst-, Wasser- und Fischereiwirtschaft ein. Bürgerwissenschaftliches Engagement wird hier sehr stark gefördert. Zum Beispiel wird das Vorkommen von Fledermäusen kontinuierlich überprüft und wissenschaftliche Arbeiten gemeinsam durchgeführt. Natürlich ist auch das Vorkommen der Fledermausnahrung von sehr gr0ßem Interesse für die Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler und daher hat das AuBe-Projekt mit dem Förderverein Nossentiner/Schwinzer Heide e.V. einen sehr starken Partner gefunden.

Bürgerwissenschaften in Zeiten der Corona-Prävention

2020 – ein denkbar ungünstiges Jahr um ein Projekt zu starten, dass durch Bürgerwissenschaften getragen werden soll. Trotzdem möchten wir ein paar Einblicke in den wachsenden Kreis der Beteiligten zeigen und dass wir in kleinen Kreisen trotzdem viel Spaß an der Wissenschaft haben. Die Insektenmonitorings des AuBe-Projekts werden von immer mehr Menschen besucht und unterstützt. Wer Lust hat mit zu machen, findet die Daten für die nächsten Untersuchungen rechts unter „nächste Veranstaltungen“ und hier die Kontakte für eine Anmeldung. Mehr Informationen über unser Experimentalfeld bietet dieser Zeit-online Artikel von Maria Mast „Warum die Motte ins Licht fliegt“.

Die Auswirkungen durch künstliches Licht sind schleichend, sie fordern neue Umweltschutzstrategien

Zwei neue Artikel in der Fachzeitschrift Current Biology weisen darauf hin, dass künstliche Lichtemissionen in der Nacht negative Auswirkungen auf eine Vielzahl von Organismen haben können.

Photo: Alession (Pixabay license)

Das Team um Dr. Thomas Davies, Dozent für Meeresschutz an der Universität von Plymouth (Großbritannien), zeigen in ihrem Artikel „Artificial skyglow disrupts celestial migration at night“ , dass die Lichtverschmutzung, die von Küstenstädten ausgeht, viele marine Arten beeinflussen kann. Dabei sind sowohl solche Arten betroffen, die Strände oder felsige Küsten bewohnen aber auch Organismen auf dem Meeresboden. Die Autoren weisen in ihrem Artikel darauf hin, dass die Ergebnisse auch auf andere Arten übertragbar sein können, die Himmelslichter, wie Sterne und Mond als Orientierungshilfe für ihre Navigation nutzen.

Die zweite Veröffentlichung „Experimental light at night has a negative long-term impact on macro-moth populations“ unter der Federführung von Roy van Grunsven, Ökologe der Niederländischen Schmetterling-Stiftung (Vlinderstichting), zeigt, dass die Auswirkungen durch Straßenlicht auf Nachtfalterpopulationen in den ersten 1-2 Jahren nicht unbedingt bedeutend sind. Erst in der Auswertung der Langzeiteffekte über 5 Jahre wurden die negativen Auswirkungen durch die künstliche Beleuchtung deutlich. Die Populationen der Nachtfalter, wichtige Bestäuber unserer Wildblumen, nahmen rund um die Straßenbeleuchtung ab. Die negativen Auswirkungen auf die Insektenpopulationen können nur durch das Ausschalten des Lichtes vermindert werden, während durch die Wahl unterschiedlicher Lichtfarben der Verlust an Nachtfaltern nicht ausreichend reduziert werden konnte.

Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass die negativen Auswirkungen durch künstliche Beleuchtung nicht anhand von direkten Zahlen der Mortalität zu erklären sind, sondern neue Strategien für die Bewertung der Beeinträchtigung benötigen. Ein Artikel aus unserer ArbeitsgruppeWorking with Inadequate Tools: Legislative Shortcomings in Protection against Ecological Effects of Artificial Light at Night“ weist auf die Lücken des Umweltschutzgesetzes bezüglich der Auswirkungen künstlichen Lichts auf Organismen und deren Lebensräume hin. Wir fordern in diesem Artikel eine Verstärkung der Regulierungen bezüglich des Schutzes von Organismen und Lebensräumen gegen die negativen Auswirkungen durch künstliches Licht in der Nacht.

Kanuclub Fulda an Board

Seit unserem Insektenmonitoring am 16.6. haben wir jetzt auch den Kanuclub Fulda für unsere Forschungsgemeinschaft gewinnen können. Mit ihren Booten konnten die Helferinnen und Helfer wunderbar die Emergenzfallen im Wasser aktivieren und leeren. Danke für eure Mithilfe!

Auf unserem Experimentalfeld kamen nun die Lichtfallen zum Einsatz, mit deren Hilfe wir messen möchten, welche und wie viele Insekten es schaffen, die Reihe der Straßenbeleuchtungen zu durchfliegen .

Belohnt wird unsere Arbeit immer mit wunderbaren Sonnenaufgängen und Naturerlebnissen

Impressionen des zweiten Monitorings

Das zweite Insektenmonitoring in diesem Jahr bietet wieder schöne Bilder von heimischen Insekten und märchenhaften Sonnenaufgängen. Diesmal haben wir Emergenzfallen im Wasser installiert, um zu untersuchen, welche aquatischen Insekten nach ihrem Schlupf aus dem Wasser an die Straßenleuchten angezogen werden. In Fulda haben sich sogar schon ein paar Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler an dem Monitoring beteiligt. Die Osthessen News berichteten ausführlich darüber. Hoffentlich können wir bald mehr Menschen an unseren Aktionen teilnehmen lassen.

Unser erstes Insektenmonitoring

Aufgrund der Corona-Vorsichtsmaßnahmen konnten wir leider keine Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler an unserem ersten Insektenmonitoring teilhaben lassen. Wir möchten hier aber ein paar Bilder zeigen, um die Vorfreude am Mitmachen zu wecken: Wissenschaft hautnah – „From Dusk till Dawn“.

Wir werden zu jedem abnehmenden Halbmond die Fallen an den Straßenleuchten und im Gewässer für einen Tag und eine Nacht aktivieren, um herauszufinden wie viele und welche Insekten sich im Schein der Leuchten verirren und wie wir den Insekten helfen können, ihren Lebensraum barrierefrei zu nutzen.

Schulen, Vereine und alle Interessierten sind eingeladen, sich an der taxonomischen Bestimmung der gefangenen Insekten in Workshops zu beteiligen (sobald die Corona-Vorsichtsmaßnahmen das wieder zulassen).

Wir freuen uns schon darauf, wenn wir endlich alle Interessierten zur Teilhabe an diesen Untersuchungen einladen können. Auf unserer Seite Projektgebiete und Partner sind bei Interesse die Kontaktadressen zu finden.

Einladung zur Auftaktveranstaltung

Einladung zur Auftaktveranstaltung

Diese Veranstaltung musste leider auf unbestimmte Zeit verschoben werden

Das AuBe-Projekt lädt ein, gemeinsam am Stechlinsee den Auftakt des Projekts zu begehen. Es werden Workshops zum Thema heimische Insekten und Licht in der Nacht geboten. Wir werden über Möglichkeiten diskutieren, die Insektenfauna durch Beleuchtungslösungen zu schützen und bieten Vorträge.

02.04.2020 Stechlinsee-Center Neuglobsow

14:00 Begrüßung

Prof. Dr. Beate Jessel (BfN): Den Verlust der Nacht stärker ins Bewusstsein rücken – Aktivitäten und Handlungsempfehlungen zur Lichtverschmutzung aus der Bundessicht.

PD Dr. Franz Hölker (IGB): Der Verlust der Nacht geht uns alle an!

Dr. Sibylle Schroer (IGB): Die Nacht bewahren

Dr. Gregor Kalinkat (IGB): Die heimische Insektenfauna bestimmen – wer macht mit?

15:30 Kaffeepause und Workshops

Prof. Stephan Völker (TU-Berlin): Entwicklung eines neuen Straßenbeleuchtungsdesigns

Ralf Koch (Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide): Bürgerwissenschaftliche Beteiligung im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide

16:45 Kaffeepause und Workshops

Diskussion: Wie können wir gemeinsam unsere Nachtlandschaften schützen?

20:30 Sternenführung

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Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen

Der Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen bietet detaillierte Empfehlungen für Kommunen und andere Entscheidungsträger zu Fragen der Modernisierung und Neuinstallation von Beleuchtungsanlagen. Hochwertige Beleuchtungsanlagen sind effizient und senken nachweislich den Stromverbrauch, begrenzen die Lichtverschmutzung auf ein Mindestmaß und stören Mensch und Natur nur geringfügig . Die Beleuchtungsstärke, Lichtfarbe und Abstrahlungsgeometrie sollten dafür aufeinander abgestimmt und dem örtlichen Bedarf angepasst werden.

Der Leitfaden ist in Zusammenarbeit mit dem IGB, dem Fachbereich Umwelt- und Planungsrecht der Universität Münster und dem Bundesamt für Naturschutz entstanden. Es werden die rechtlichen Voraussetzungen für Modernisierungen und bestehende Gesetzeslücken im Umweltrecht beschrieben. Zum Beispiel, dass Empfehlungen für Beleuchtungsstärken oft fast ausschließlich durch die technische Norm für Straßenbeleuchtung DIN EN 13201 erfolgen, die eigentlich nur eine Empfehlung der Beleuchtungsindustrie darstellt und der die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Auswirkungen durch Beleuchtung auf Mensch und Natur weitestgehend fehlt.

Der Leifaden kann kostenfrei per E-Mail an andrea.loehnert(at)bfn.de bestellt werden.